Vereinsgeschichte

IN ALLER KÜRZE…

Zu unserem historischen Denkmal gibt es einen Flyer, den ihr euch gerne herunterladen dürft.

Kurzer Rückblick

Inzwischen liegt unser 30jähriges Jubiläum bereits ein paar Jahre zurück. Dazu haben wir zwei Kulturprojekte durchgeführt: Freiwillig.Engagiert. mit u.a. eindrucksvollen Fotos von und mit unseren mehr als 60 ehrenamtlich Engagierten und ein artist-in-residence-projekt mit Micha Kranixfeld, der uns einen grandiosen „Winterball“ inklusive Dokumentation bescherte. 

In unser Müllerhaus, dessen Obergeschoss 2015 ausgebaut wurde zu einem Raum für Musik und Bewegung und einem Kreativraum, ist viel Leben eingekehrt mit allerlei Gruppen und Workshops.

2013 gingen unsere szenischen Mühlenführer*innen an den Start mit lebendig erzählter Geschichte. 24 Spieler*innen, teilweise auch auf Plattdeutsch, treten an mehreren Stationen vor und in der Mühle in historischen Kostümen auf. Ihre Auftritte sind stets sehr gut besucht.

Situation seit 2020…

Unser Außengelände wurde unter Aspekten der Nachhaltigkeit und der Benutzerfreundlichkeit mit LEADER-mitteln komplett neu gestaltet.

Ein neuer Parkplatz wurde ebenfalls gebaut.

Im Café sind 16 Frauen aus der Umgebung auf Mini- und Midijobbasis beschäftigt.

 

Im Kulturbüro arbeiten nach wie vor die Vorsitzende Cornelia Iber-Rebentisch (ehrenamtlich), unsere Veranstaltungskauffrau und eine im Mai 2021 eingestellte Geschäftsführerin. Unterstützt wird das Team in der Regel von einer oder einem Freiwilligen im FSJ Kultur.

Im September 2022 hat die Mühle ein neues Galeriegeländer bekommen und im Juni 2023 erhielt sie nagelneue Flügel mit Klappen aus Metall, statt aus Holz.

Ein großes Projekt, in dem wir uns für die Zukunft neu ausrichten und aufstellen konnten, wurde im Januar 2022 bewilligt und im März 2023 erfolgreich abgeschlossen.

So gibt es stets und ständig viel zu planen, beantragen, organisieren und abzurechnen.

Und jetzt Die längere Version...

Wo alles begann

Die Seefelder Mühle, die 1875/1876 vom Oldenburger Stau nach Seefeld versetzt wurde, war bis in die 60er Jahre als Getreidemühle in Betrieb. Danach war sie Wind und Wetter und dem Verfall preisgegeben bis zum Jahr 1976, als das Ehepaar Merker sämtliche Gebäude und das umliegende Land in einer Zwangsversteigerung erwarb. Es begann ein zehnjähriger, mühevoller Weg zur Restaurierung der Mühle, die 1986 vorläufig abgeschlossen werden konnte.

Vereinsgründung und erste Schritte zum Kulturprogramm

Durch die Initiative des Besitzers kam es 1987 zur Vereinsgründung „De Seefelder Möhl“ mit einem guten Dutzend Vereinsmitgliedern: Zunächst stand als Vereinszweck das Vorhaben im Vordergrund, Heimatpflege und Brauchtum, aber auch Kunst und Kultur zu pflegen und mit dieser Nutzung zum Erhalt des Mühlengebäudes beizutragen. Schnell zeigte sich, dass Kulturangebote wie Kunstausstellungen mit regionalen Künstler*innen, Konzerte mit (plattdeutschen) Liedermacher*innen und anderen Folkgruppen, Lesungen sowie Kunsthandwerkermärkte gut von Gästen aus der näheren Umgebung angenommen wurden. 

Die Rahmenbedingungen der Veranstaltungen waren extrem bescheiden: geliehene wackelige Stühle, unbeheizter Raum, keine Toiletten; Getränke gab es aus einer Kiste im 1. Stock der Mühle, wo auch die provisorische Künstlergarderobe ihren Platz fand.

Verantwortlich für die Programmgestaltung war der 1987 gewählte Programmleiter Hans Meinen, der mit seinem Engagement, seinen Ideen, seiner Begeisterung für World Music und besten Kontakten in der internationalen Folkszene für so manches Highlight im Veranstaltungsreigen sorgte. Damit begründete er auch unseren exzellenten Ruf in der Musikszene.

 Jungen Musiker*innen gab er Auftrittschancen zu fairen Konditionen. Sein weiteres Anliegen, nämlich Kinder an Kunst und Kultur heranzuführen, veranlasste ihn, erfolgreich über Jahre hinweg eine Kindertheaterreihe für die gesamte Wesermarsch zu organisieren.

1988 entstand die erste Nutzergruppe, die auch heute noch aktiv ist: Die Spinnerinnen.

Nach Einbau von Heizung und sanitären Einrichtungen 1989 konnte das Programm langsam erweitert werden, z. B. durch regelmäßige Kinovorführungen des Mobilen Kinos Niedersachsen für Kinder und Erwachsene seit 1992.

Die Gemeinde Stadland erwirbt die Mühle

1990 wanderte das Ehepaar Merker aus gesundheitlichen Gründen nach Portugal aus: Die Gemeinde Stadland erwarb die Mühle mit Nebengebäude und Freigelände. Das Müllerhaus von 1875 mit der völlig baufälligen Scheune und 15.000qm Grund wurde an einen Privatmann verkauft.

Schon kurz darauf ärgerten sich die aktiven Vereinsmitglieder darüber, dass man nicht Geld zusammengeworfen und diese zum Mühlenensemble gehörenden Gebäude gekauft hatte…

Wachsende Besucherzahlen: Umbau des Nebengebäudes

Rasant entwickelten sich die Mitglieder- und Besucherzahlen. Für die einzelnen Sparten im Verein setzten sich ehrenamtliche Mitglieder ein. In den Jahren 1993/1994 reifte der Plan, das völlig marode Nebengebäude, in dem ehemals Lagerraum, Kohlenhandlung und zusätzlicher Mahlbetrieb ihren Platz hatten, für gastronomische Zwecke umzubauen:

Die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur Niedersachsen (LAGS) ermöglichte mit Mitteln des Landes Niedersachsen die Umgestaltung. 

Die Baumaßnahmen wurden koordiniert und unterstützt von den im Laufe der Jahre unersetzlich gewordenen ehrenamtlichen Bauleitern, die nicht nur die Aufsicht führten, sondern, wenn immer es nötig war, kleinere und auch größere Baumaßnahmen (z.B. den Übergang zwischen Mühle und Nebengebäude) und zahllose Reparaturarbeiten in Eigenregie umsetzten.

Das Mühlencafé entsteht

Ausschlaggebend für den Umbau des Nebengebäudes war der Wunsch der Gäste nach einer Bewirtung vor und nach den Veranstaltungen und der wachsende Zustrom von Tourist*innen, unter anderem aus der Nachbargemeinde Butjadingen.

1995 wurde das Café eröffnet, das außer bei Veranstaltungen zunächst nur am Sonntag zu Kaffee und Kuchen einlud. Gleichzeitig wurde der Caféraum auch zusätzlicher Veranstaltungsraum mit Licht- und Tontechnik, der je nach Bedarf „umgebaut“ werden musste.

Nach einigen Wechseln in der Caféleitung übernahm Anke Coldewey für viele Jahre die Führung und initiierte 1997 mit ihrem gewachsenen Team den Landfrauenmarkt, der noch bis heute unter gleichem Namen von Februar bis Dezember am jeweils 1. Sonntag im Monat stattfindet. Regionale Direktvermarkter*innen erhalten hier die Möglichkeit, ihre Waren zu verkaufen. Ergänzt wurde dieses Angebot relativ schnell durch ein Frühstücksangebot des Mühlencafés, bei dem die Besucher*innen einige der auf dem Markt angebotenen Lebensmittel probieren können. 

Das sonntägliche Frühstück mit regionalen, größtenteils selbstgemachten Produkten ist der Renner im Angebot und fast immer ausverkauft.

Die Mühle und die Seefelder Bevölkerung: Eine Annäherung über Kulturprojekte

Zugute kommt dem Kulturzentrum die Tatsache, dass es durch die im Café beschäftigten Frauen aus der Umgebung einen neuen, direkten Bezug zur Bevölkerung gibt. 

Das Kulturprogramm erhielt in den neunziger Jahren einen neuen Schwerpunkt: Projektarbeit. Endlich konnte die Dorfbevölkerung besser integriert werden. Die ersten Projekte hießen:

  • „Goden Dag, Herr Pastor“ (plattdeutsches generationsübergreifendes Theaterstück),
  • „Utopien, Wünsche und Träume rund um einen Dorfplatz“ (Jugendprojekt),
  • „Lebendiger Adventskalender“ (24 gestaltete Fenster/Gebäude im Dorf an 24 Aktionstagen),
  • „Lasst doch die Kirche im Dorf“ (Veranstaltungen rund ums 325. Kirchenjahr in Seefeld),
  • „Innenwelten/Außenwelten“ (Schreib- und Malprojekt für Frauen),
  • „Heim:Spiel“ (Open-Air-Theater und Ausstellungen),
  • „Die Sintflut“ (Skulpturenpfad rund um den Jadebusen)

Mit diesen und vielen weiteren Projekten eroberte sich unsere ortsansässige Kunst- und Theaterpädagogin, immer begleitet durch die professionelle Organisation und Antragstellung aus dem Kulturbüro, sowie ein Team von ehrenamtlichen Helfer*innen, die Köpfe und Herzen der Akteur*innen und Zuschauer*innen.

Durch diesen neuen Zugang zur „Mühle“ kamen neue Menschen in unser Team, die aus sehr unterschiedlichen Gründen, aber immer motiviert und interessiert einen Ort suchten, an dem sie sich einbringen konnten.

Hier wurde und wird SOZIOKULTUR gelebt!

Neue Angebote entwickeln sich: Das Mühlenlädchen

Ganz nebenbei wurde das Dachgeschoss des Nebengebäudes im Jahr 2002 vornehmlich in Eigenarbeit zu Büro, Künstlergarderobe und Lagerraum ausgebaut und hinter dem Café ein Lagerschuppen für Stühle, Podeste, Gartenmöbel und Waren errichtet.

Die frei werdenden Räumlichkeiten im Untergeschoss erhielten eine neue Nutzung: Der Mühlenladen mit regionalen Lebensmitteln und Kunsthandwerk erfreut sich wachsender Beliebtheit.

Qualifizierung für Ländliche Kulturarbeit und Kooperationen ​

Längst war die Koordination von Veranstaltungen, Mitgliedern, Besucher*innen, Baumaßnahmen etc. zu einem Vollzeitjob mit spezifischen Anforderungen geworden.

Von 2001 bis 2004 nahm deshalb die ehrenamtliche Geschäftsführerin an der „Qualifizierungsmaßnahme für ländliche Kulturarbeit“ des Landes Niedersachsen (Soziokultur) teil. 

Sie und andere Vereinsmitglieder engagierten sich zusätzlich in Gremien und Verbänden oder anderen Kulturvereinen und Initiativen, sodass es bald zu spannenden Kooperationen z.B. mit Literatur+, dem Kunstverein Nordenham, Kirchengemeinden, Musikschule, Volkshochschule oder dem Oldenburgischen Staatstheater z.B. im Rahmen des PLATTart – Festival kam.

Die Freiwilligen Müller

Auch der Bereich Mühle als Denkmal kam nicht zu kurz: Schon 2001 begannen vier Freiwillige ihre einjährige Ausbildung zum Müller, drei weitere Personen folgten.

So standen ab sofort kompetente Mühlenführer*innen und Denkmalspfleger*innen zur Verfügung, die bis heute Kindern und Erwachsenen die alte Technik näher bringen. Parallel zur Ausbildung zu Freiwilligen Müller*innen wurde mit EU-Mitteln umfänglich all die Mühlentechnik restauriert, die bei der Grundsanierung in den achtziger Jahren noch nicht erfolgt war. 

So hatten die Müller*innen relativ bald eine voll funktionsfähige Mühle zur Verfügung, die sie bis heute voll Stolz präsentieren.

Besucher*innen erfreuen sich in der Mühle nicht nur an dem jahrhundertealten Gebälk und an der tollen Aussicht von der Galerie. Sie sind immer wieder überrascht von den liebevoll und kompetent in das alte Gemäuer eingepassten Kunstausstellungen, die regelmäßig wechseln und alle Sparten des bildnerischen Gestaltens einbeziehen. Dank der guten Kontakte und umfangreichen Kunstkenntnisse unserer Ausstellungsleiterin sind nicht nur Künstler*innen aus der Region, sondern aus der ganzen Bundesrepublik und auch aus dem benachbarten Ausland vertreten. 

Alljährlich gibt es eine Werkschau aus den Ergebnissen der eigenen Malworkshops, kombiniert mit einem besonders raffinierten Kunstmenü, das vier Männer aus dem Verein zubereiten.

Kulturelle Bildung und gesellschaftliches Engagement

Seit 2002 finden regelmäßig Workshops, z.B. im Bereich Steinbildhauerei, Weben oder Handlettering, statt. Außerdem werden unsere Räumlichkeiten für Sportangebote wie Yoga und TriloChi, sowie Chorsingen genutzt. Andere Workshopangebote wie Goldschmieden, Malen, Nähen, Improtheater, Fotografieren etc. werden bei Bedarf angeboten.

Politisches Engagement und soziales Mitwirken, sowie Kooperationen im Themenfeld Natur- und Umweltschutz z.B. mit dem BUND, dem NABU oder der Umweltstation Iffens, finden ebenfalls ihren Raum.

Auf Anfrage stehen unsere Räume den Stadlander Vereinen kostenlos zur Nutzung zur Verfügung. Seit 2002 finden auch regelmäßig standesamtliche Trauungen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Stadland statt.

Die am weitesten gereiste Braut bisher kam aus Peru!

Ehrenamt und Hauptamt

Für ihr Engagement verlieh der Landrat der ehemaligen Geschäftsführerin und 2., bzw. 1. Vorsitzenden, Cornelia Iber-Rebentisch 2008 den Bundesverdienstorden, der gleichermaßen für alle mühlenaktiven Menschen steht.

2005 konnte eine Bürokraft mit einem Zuschuss der Gemeinde eingestellt werden, mit deren Engagement und Tatkraft der Verein in Schwung und auf dem Laufenden blieb. Diese Bürokraft konnte ab 2010 als Auszubildende zur Veranstaltungskauffrau weiter beschäftigt werden und arbeitet bis heute im Kulturbüro des Vereins.

Professionalisierung

Unser Verein „De Seefelder Möhl“ ist im Sinne der besseren Verständlichkeit in „Kulturzentrum Seefelder Mühle e.V.“ umbenannt worden. Inzwischen haben Café und Laden in den Sommermonaten täglich geöffnet und im Winter an den Wochenenden, sowie an 1-2 zusätzlichen Tagen in der Woche.

Das Kulturbüro ist das ganze Jahr über wochentags Anlaufstelle für Fragen und Probleme von Einheimischen und Tourist*innen.

Wir haben ein offenes Ohr für die Nachbarschaft, vermitteln Übernachtungen und kleben Pflaster auf die blutigen Schrammen an Radlerwaden. In der Kulturszene der Wesermarsch und darüber hinaus sind wir be- und anerkannt und man nutzt unsere umfassenden Kenntnisse gern für eine fachliche Beratung.

Für den Tourismus stehen wir als „Leuchtturm“ da und engagieren uns im Tourismusbeirat. Viele neue Mitglieder und Fans konnten hinzugewonnen und Interessierte in die Geheimnisse der Soziokultur eingeführt werden. Unser Angebot ist in Umfang und Inhalt stetig gewachsen. Wir müssen viel Verantwortung tragen, Personal managen und Steuererklärungen schreiben…

Im Jahr 2012 kauften zwei Vereinsmitglieder das zum Mühlenensemble gehörende Müllerhaus. Es steht jetzt mit einem Werkraum, einem Besprechungsraum, zwei Gästezimmern mit Bad, einer Küche und einem weiteren kleinen Raum für die kulturelle Nutzung durch den Verein zur Verfügung.

2011 bekamen wir eine neue kulturkompetente 1. Vorsitzende – aus Oldenburg. Rechtzeitig zur Vorbereitung unseres Jubiläumsjahres 2012 kehrte unsere 2. Vorsitzende nach einem Masterstudium Kulturmanagement zurück in das immer noch erstaunlich frische, im Ehrenamt ergraute Team. Im Sommer 2013 bestand unsere erste Auszubildende ihre Prüfung zur Veranstaltungskauffrau. Und dank der finanziellen Unterstützung durch das Land Niedersachsen, den Landkreis Wesermarsch und die Gemeinde Stadland konnten wir ab September 2013 zum ersten Mal eine hauptamtliche Geschäftsführerin einstellen, welche noch im selben Jahr den Weg für das Kulturzentrum als Einsatzstelle im FSJ Kultur ebnete.