Kunstausstellung I BEWEGUNG

15.07.2023   Bewegung und Veränderung sind nichts als täuschender Schein, denn Bewegung und Veränderung mindern die Erkennbarkeit des Gegenübers, weswegen nur das wirklich im Sinne der Erfahrbarkeit ist, was auch statisch ist. Bewegung ist die Vorstufe des Unsichtbaren.

Andere sehen in der Veränderung ein wesentliches Merkmal des Seins. Jahreszeitenwechsel oder Wachstum künden davon. Doch wie kommt es zu einer Bewegung? Was ist deren Auslöser? Ist sie mehr Schein oder Sein?

Um etwas in Bewegung zu setzen braucht es einen Anstoß, einen Moment, der den Stein ins Rollen bringt. Doch kann man die Reihe der Ursachen einer Bewegung bis ins Unendliche zurückverfolgen um zum allerersten Anstoß der unbewegten Masse zu kommen? Wer hat die Sterne angeschubst? Wer ist für den Wind verantwortlich, der das Wasser zum Kräuseln bringt?

Betrachten wir die Fotografien von Dieter Mach, so werden wir mit diesen Fragen konfrontiert. Da ist zum einen die kalligraphische Linie, die nicht von der Bewegung einer Hand gezeichnet wurde, sondern vom Licht auf der kräuselnden Wasseroberfläche, das aufgezeichnet wurde. So als hätte das Licht die Silberschicht des Films geschwärzt, wurde die helle Spur in einen dunklen Strich überführt.

Eine andere Lichtspur lässt uns den Gedanken des allerersten Anstoßes aufgreifen: den Urknall, der das Universum geschaffen hat. Diese Fotografien zeigen Sirius, den hellsten Stern am Abendhimmel. Sein Licht durchdringt die Erdatmosphäre, die in ständiger Bewegung ist. Dadurch entsteht ein charakteristisches Flimmern sich schnell ändernder Farbigkeit. Durch die Bewegung der Kamera in der Hand des Fotografen wird das Sternenbild zu einer Spur, die die zeitliche Abfolge des Farbwechsels deutlich sichtbar macht.

Dass Bewegung und Veränderung nichts sind als täuschender Schein, zeigen die Fotografien von Matthias Langer. Er zeigt uns ein Bild der vermeintlichen Ruhe, den Schlaf. Doch was wir im Bild sehen, ist die Unruhe. Alles ruht, nur die Schlafenden nicht. Sie sind in einem Kokon aus Zeit und Bewegung eingesponnen, denn sie wurden eine ganze Nacht lang von der Kamera beobachtet und die hat jede Bewegung aufgezeichnet und zu einem Bild verdichtet.

Eine ähnlich schleichende Veränderung zeigt das Video von Michael Soltau. Was sich bewegt, ist nicht auszumachen, wird nicht gezeigt. Lediglich der Schattenwurf ist ein Abbild, eine Projektion der Unruhe, die sich über die Filmmusik auch auf den Betrachter überträgt.

Melanie Rundel-Milzner – Tanz der Elemente

Ein Synonym für Statik, für Festigkeit, für Dauer könnte die klassische Skulptur sein. Marmor oder Bronze. Aber auch hier lässt sich Bewegung in Form des Tanzes darstellen, wie die kleine Skulpturengruppe der tanzenden vier Elemente von Melanie Rundel-Milzner zeigt.

Anders verhält es sich bei dem Objekt „Phase C“ des Wilhelmshavener Künstlers Weibach2. Hier beginnt die Skulptur sich zu bewegen, wenn sie im wahrsten Sinne näher betrachtet wird: Wenn sich der Betrachtende ihr annähert, zappelt und schreit sie. Hier ist der Betrachtende Auslöser der Bewegung und auch hier überträgt sich die dem Objekt innewohnende Unruhe auf den Betrachter.

 

Das sind nur einige Aspekte der Ausstellung „Bewegung“. Allen Ausstellenden gemeinsam ist, dass sie Mitglieder im Kunstverein „Kunstraum Varel“ sind. Der Kunstraum Varel ist ein Verein, dem es um das Entdecken und Zeigen neuer künstlerischer Positionen geht, ohne dabei die regionalen Schätze aus den Augen zu verlieren und der auch regelmäßig Mitgliederausstellungen organisiert. Diese Ausstellung ist die erste, die außerhalb Varels stattfindet.

Ausstellungseröffnung: Sa., 15. Juli, 19:00 Uhr, Einführung Prof. Michael Soltau

Die Ausstellung erstreckt sich über 2 Etagen der Seefelder Mühle, sowie über die Räume des Mühlencafés und kann bis zum 17. September 2023 täglich zwischen 10:00 und 18:00 Uhr besichtigt werden.

Vorschaufoto: Dieter Mach, Trace

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